Carl-Huter-Stiftung

Welt- und Menschenkenntnis nach Carl Huter

10D1. Von der Huterschen Schöpfungs-Entwicklungslehre zu Ethik und Religion



Gedankengänge von Carl Huter
Carl Huter: Welt- und Menschenkenntnis, V. Lehrbrief, zwölfte Lektion, 1906. Einleitung zu dieser Lektion, 2. Teil. Der erste Teil befindet sich in der Rubrik  8D. Evolutions-Schöpfung in Ziffer 2. 

Zitat Anfang:

  • Alles Dasein hat einen dreifachen Zweck, einmal das Bestehende zu verändern, zweitens sich selbst auszuwirken oder auszuleben und drittens etwas Neues zu schaffen, das einen höheren Wert enthält als das Alte war, und auch als es selbst wert war.
  • Dadurch ist aber ein weiteres grosses Etwas, die Qualitäten-Entwickelung nachgewiesen.
  • Nehmen wir ein Beispiel an der chemischen Elemententwickelung. Der Wasserstoff schaffte aus sich heraus einen zweiten Stoff, der einen höheren Wert hat als er selbst in sich birgt, den Sauerstoff. Der Sauerstoff bildete aus sich den Stickstoff, dieser aus sich den Kohlenstoff und so fort. Als die Entwickelung nach dieser Stufenfolge ihre Grenzen fand im Urweltätherwiderstand, da hörte keineswegs die Entwickelung des Stoffes auf, sie nahm nur eine andere Richtung.
  • Es wurden die ätherischen Zwischensubstanzen geschaffen, die Mittelstoffe oder Mediomen, die zwischen Weltäther und chemischer Substanz liegen. Ich habe erst wenige gefunden, ob es aber nicht viel mehr gibt als die, die ich entdeckte, wissen wir heute noch nicht; ich möchte es. für sehr wahrscheinlich halten. Ich fand dann, dass das lebende Eiweiss erst möglich sein konnte, durch die ätherische Feinsubstanzenbildung der Mediomen und der Helioda.
  • Wir haben nun vier qualitativ verschiedene Stoffelemente kennen gelernt,
    1) den Urweltäther,
    2) die chemischen Elemente,
    3) die ätherischen Zwischenstoffe, die Mediomen,
    4) den Lebenskraftstoff, Helioda.
  • Sollten damit schon alle Qualitätenentwicklungen erschöpft sein? nimmermehr. lch bin überzeugt, dass gerade die Helioda der grosse Schöpfer des geistigen Lebens, immer neue Werte und Verfeinerungen schafft.
  • Die Helioda ist gewissermassen das göttliche Element im Lebewesen. Nach meinen vergleichenden Forschungen schafft sie im Haushalt eines Lebewesens neue Stoffe, Kräfte, Formen und Lebenswerte, die in ihrem besseren Teile unvergänglich sind. Wir wissen bisher noch wenig über diese sogenannten geistigen Stoffe und Kräfte, aber sicher ist es, dass beispielsweise ein Mensch nicht lebt um zu sterben, ohne die Qualitäten zu vermehren, nur um einen mechanischen Kreislauf von Stoffen und Kräften zu vollziehen, sondern Mensch, Tier und Pflanze leben um höhere Werte zu schaffen.
  • Bleiben wir beim Menschen, so bildet und baut das ganze Leben des Körpers an einem inneren Etwas, das unvergänglich sein wird und das nicht mit dieser Lebenslaufbeschliessung des Körpers sein Ende finden kann, sondern eigentlich mit dem Tode erst neu geboren wird.
  • Unser Körper gleicht gewissermassen einer liebenden Frau, die empfangen hat und ein neues zweites Leben in sich entwickelt. Dieses verborgene Kind ist die unsterbliche Seele. Nicht die Lebenskraftseele allein, sondern die Seele, die mit dem Tode aus diesem Leibe geboren wird und unsterblich, unvergänglich ist. Das zeigt uns diese neue grosse Entwickelungslehre.
  • Dass aber mit dieser höheren seelischen Qualität ein feinerer Stoff, eine feinere Kraft gebildet werden muss, ist selbstverständlich. Daher gibt es noch unbekannte feine Seelenstoffe und noch weit feinere Seelenkräfte.
  • Sind wir aber zu dieser Überzeugung gekommen, so haben wir gegen uns selbst und gegen das All Pflichten zu erfüllen.
  • Ein jeder muss sich fragen: Was habe ich bei meiner Geburt, durch meine Geschicke und durch alle Umstände vom Weltäther, vom All bekommen? und was ist mein Verdienst? Was gebe ich, wenn ich mein jetziges Leben beschliesse dem grossen All wieder zurück? - Etwa nur Asche, eine Handvoll verschiedener Elemente, eine verschwindend geringe Menge mechanischer Energien? O nein, wie unwürdig wäre das ganze Dasein, wenn es nur das als letzten Abschluss brächte; nein - es ist noch etwas ein verborgenes Kleinod, das mir das grosse All ins Leben mitgab. Wie habe ich dieses nun im Werte gesteigert, wie habe ich mit meinem Innern gewirtschaftet? Dieses unvergängliche Innere, das irgendwo bleibt? Das mein Ich, mein Glück, meine Seligkeit werden soll? Was gebe ich ans Weltall zurück?
  • Wenn wir zu der Überzeugung gekommen sind, dann ergibt sich für uns nicht allein eine wissenschaftliche Forschungsfrage, sondern auch eine ethische Pflichtfrage, die zu lösen eine unserer wichtigsten Lebensaufgaben mit sein soll.
  • Hieraus erfolgt aber die religiöse Frage ganz von selbst, denn, wenn wir qualitative geistige Werte in unserm Leben zu entwickeln verpflichtet sind, so müssen wir uns irgendein Ideal aufstellen, das wir mit allen erdenklichen Schönheiten und Vollkommenheiten ausgestattet denken und dem nachzuleben muss unsere Richtschnur werden.
  • Das aber ist Religion.
  • Wir sehen hieran, die kleine Entwickelungslehre Lamarck-Darwin-Häckel, führt von der Religion ab, ...
  • ... die grosse Entwickelungslehre von Carl Huter führt zur Religion hin. 
  • Sie führt zu einer grossen neuen Weltreligion auf naturwissenschaftlicher Grundlage, zu der einen wahren, die sich aus allen Religionen und Wissenschaften entwickeln musste.
  • Wir sehen aber auch ferner, dass eine eigentliche Ethik ohne Religion nicht möglich ist und dass alle ethischen Bestrebungen ohne Religion nur zu Modesitten oder zur schalen Gesellschaftsmoral verfallen müssen. 
  • Ethik ist von Religion unzertrennlich.
  • Da nun ferner das Höchstschöne das Ideale zur Darstellung bringt, so ist auch keine höhere Kunst ohne ethische Schönheitslehre denkbar, diese aber wurzelt wiederum in der Religion.
  • Ethik ist Heiligungs- und Pflichtenlehre für uns selbst.
  • Religion ist Glaubens- und Tugendlehre für das Ideale.
  • Dazwischen liegen unsere Mitmenschen, Dinge und Lebewesen; ja das Weltganze, denen allen diese ethisch-religiösen Wechselwirkungen zugutekommen; Religion in meinem Sinne ist nicht schon irgendeine Religionsform, -Sitte oder -Lehre, die bestehende Sekten, Konfessionen oder Kirchen haben. Wohl haben diese schon viele herrliche ethische und religiöse Wahrheiten, aber auch ebenso viele unvollkommene Menscheneinrichtungen, die verbesserungsnötig sind.
  • Religion ist freie Glaubens- und Pflichtenlehre dem Idealen gegenüber.
  • Die Formen hierbei sind nicht nebensächlich, aber auch nicht die Hauptsache.
  • Mit dieser neuen Religionsauffassung lässt sich nun eine naturwissenschaftliche Bildung in Einklang bringen; wo hingegen die teils harten, natur- und wahrheitsfeindlichen Lehren anderer Religionsauffassungen gar keine wissenschaftlichen Wahrheiten neben ihren Dogmen dulden, diese vielmehr ignorieren oder gar verachten und verdammen.
  • Es ist ganz natürlich, dass dadurch der gebildete Mensch sich von solcher Art von Religion abwendet, mag er auch noch so viel Gutes neben Verkehrtem darin finden. Wohl geben die heutigen Religionen schon einen achtbaren ethischen und moralischen Fond mit. Dieses müssen wir uns bei alledem dankbar bewusst bleiben, aber ebenso sehr steht uns eine höhere Pflicht bevor, nämlich, uns ethisch-religiös fortzuentwickeln und nicht in alten Irrtümern geistig zu erstarren und ethisch, physisch und wissenschaftlich zu degenerieren und zu verblöden. Vorwärts wollen wir, aufsteigen zum Idealen, zu diesem Idealen, was wir ein Recht haben zu suchen, - denn wir sind es unserer Seele gegenüber verpflichtet. Dieses Ideale muss höher stehen als irgendeines, das eine alte Religion aufgestellt hat und es muss besser mit der Natur und dem Leben, mit Wissenschaft und Wahrheit in Einklang zu bringen sein, als irgend eine bisherige Theologie, Theosophie oder Philosophie vermocht hat.
  • Finden wir dieses bessere Ideal nicht, dann bleibe man beim Alten, finden wir es, dann ehren wir das alte und folgen dem neuen.
  • Dieses bessere Ideal hat nun tatsächlich diese Psycho-Physiognomik gefunden und dadurch hat sie uns eine neue Tugend- und Schönheitslehre, eine Neureligion gegeben, die ich hier nur kurz als Blüte und Frucht der Psycho-Physiognomik behandeln kann und die ich in einem grösseren Werke, "Der neue Mensch und die neue Welt", in zwölf Bänden ganz ausführlich veröffentlichen werde.
  • Die neuen ethischen und religiösen Ideale erfordern zunächst eine völlige Umgestaltung unseres Liebeslebens, denn die Religion fängt mit der Liebe an. Die Liebe ist aber frei, sie kann nicht gezwungen werden.
  • Es sollen daher nur die Menschen, die miteinander dauernd harmonieren, sich eng aneinanderschliessen; die, die miteinander disharmonieren, sollen sich trennen und möglichst weit voneinander fernhalten.
  • Die Menschen sollen in Zukunft nach ihren ethische Werten eingeschätzt werden und nicht nach ihrem materiellen Vermögen oder nach ihrer Herkunft, Rasse, Altreligion, Staatszugehörigkeit, Schulbesuch, Titel oder Stellung.
  • Um dieses möglich zu machen, brauchen wir Menschenkenntnis.
  • Ich wende mich an das edlere innere religiöse Denken und Fühlen der Theologen und Priester aller alten Bekenntnisse und bitte um gute Aufnahme, Verbreitung, Förderung und Mitarbeit meiner Bestrebungen, das ihnen ihre Gewissenspflicht schon gebieten wird, durch den Kernpunkt, um den sich alle und jede Religion drehen soll und muss und der in dem Satze zusammenzufassen ist: "Vom Unvollkommenen zum Vollkommeneren".
  • Auch angesichts der Tatsache, dass kein anderer Weg der religiösen Fortentwickelung offensteht und dass sie im andern Falle die grosse Schuld auf sich laden, dem heutigen Volke und naturwissenschaftlich Gebildeten keine religiöse Befriedigung lediglich durch die veralteten Dogmen mehr geben zu können.
  • Sie laufen Gefahr, den nach neuen religiösen Idealen hungernden Seelen Steine statt Brot zu bieten, Unglauben statt Glauben, religiöse Abneigung statt Liebe, Verwahrlosung statt Kultur zu fördern, ohne dass sie es wollen oder vielleicht wissen. Fort mit solcher Blindheit, werdet sehend, studiert diese Lehre! Sie steht nicht in Widerspruch mit den echten Wahrheiten eurer alten Lehren, sie stärkt jene durch neue, aber sie unterlässt das Irrige und Verkehrte, als Hass, Kampf, Zwietracht, Abgrenzung, Naturfeindschaft. Sie fordert mehr Naturwahrheit, Welt- und Menschenkenntnis, Menschenliebe und Ausbau der Gottheits-Ideale, der Ethik, der Kunst und der realwirtschaftlichen und geistigen Güter der Menschheit. 

Das möchte ich der letzten Lektion dieses Werkes voranschicken. 



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Diese Seite wurde am 21. November 2022 erstellt. Sie wird regelmässig geprüft und überarbeitet.

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